ein paar tips zu syrien, beirut und jordanien...
18.11.2004

ALLGEMEIN zum herumkommen in der region: die strassen sind in allen drei laendern sehr gut, die busse puenktlich und billig. wer's individueller und schneller haben will, kann ein servicetaxi nehmen, das vier leute mitnimmt. die strecke amman - petra kostet z.b. 4 JD (etwa 4,50 euro). ALEPPO - uebernachten: das hotel "al jawaher" (00963-21-2239554) war ein echter ruhepunkt in dieser seltsamen stadt, mit einem kleinen innenhof im ersten stock. ein doppelzimmer kostet 800 syrische pfund (ca. 13 euro). der manager ist sehr hilfsbereit, hat uns sogar geld geliehen, als wir spaetabends ankamen. geld wechseln: im hotel baron in der innenstadt, da gibt es auch bessere kurse. trinken: die bar im hotel baron hat raki, bier und wein. der hotelmanager wahid bietet uebrigens von vielen travellern geruehmte ausfluege in die umgebung an, die er mit seinem amerikanischen oldtimer macht. DAMASKUS - uebernachten: das traveller-guesthouse schlechthin ist das "al haramein" (096-11-2319489) das uns gerd auch schon empfohlen hatte, guter tipp!). ein doppelzimmer kostet 500 pfund (8 euro). ist immer proppenvoll und in der naehe des maertyrerplatzes, von da ist es ein katzensprung in die altstadt. trinken: z.b. in der karnak-bar am maertyrerplatz. ist aber nur was fuer ein schnelles bier, null atmosphaere. BEIRUT - uebernachten: das hotel regis kann man nur freunden aller B-movies empfehlen. liegt in ain-al-mreisseh aber sehr zentral, man ist ruckzuck in hamra und in downtown. hardrock-cafe und mcdonalds sind ebenfalls um die ecke, an der corniche (uferstrasse), wer lust auf so was hat. aber in hamra gibt es genug restaurants, die gute libanesische kueche servieren. trinken: die rue monot im stadtteil achrafieh ist die strasse der bars. das "1975" ist allein wegen seines military-ambientes ein blick wert. sehr relaxed. fruehstuecken: im "cafe ristretto" in hamra (rue mahatma gandhi) oder bei "lina's", einem schickeren sandwich-laden, in der selben strasse. AMMAN - ausser dem "books@cafe", einem grossen buchladen mit cafe und terrasse, faellt mir nichts empfehlenswertes ein. WADI MUSA/PETRA - uebernachten und abendessen: im "valentine" (hiess frueher "twaissi"). den laden kennt jeder, weil der halbe ort aus nicht ganz klaren gruenden einen hass auf seinen betreiber hat (angeblich habe es da vergewaltigungen gegeben). sei's drum: der laden ist klasse, hat eine grosse terasse mit beduinenzelt, von wo aus man ins tal gucken kann, es gibt mehrere sorten bier (!) und ein phantastisches abendbuffet fuer 3 JD (etwa 3,50 euro) mit der ganzen palette nahoestlicher kueche. petra selbst: kostet 11 dinar eintritt fuer einen tag, die valentine-leute fahren einen morgens hin und holen einen abends am eingang zum petra-areal wieder ab. WADI RUM - von wadi musa/petra aus lassen sich trips nach wadi musa sehr unkompliziert organisieren. man muss also nicht erst ins wadi-rum-dorf fahren und dort etwas organisieren. eine tagestour mit uebernachtung kostet 25 JD (28 euro), der preis duerfte nicht gross variieren zwischen den tour-betreibern. das valentine organisiert auch das.

 

von aqaba nach nuweiba: die boat-people-erfahrung
17.11.2004

"you take fast boat or slow boat?" fragt uns der mann in der cafeteria im hafen von aqaba, als sich ein haufen wartender zum ausgang bewegt. "slow boat", antworte ich. und dann erleben wir mal, was langsamkeit bedeuten kann. um viertel vor zwoelf mittags gehen wir an bord der faehre nach nuweiba (aegypten, sinai-halbinsel). der typ am fahrkartenschalter hat behauptet, das boot lege um zwoelf ab. nichts da. in den naechsten zwei stunden fuellen sich erst mal die decks mit passagieren, bis auch der letzte quadratmeter belegt ist (im innern ebenso). es muessen locker 1000, 1500 menschen an bord sein. um zwei uhr fahren langsam die busse und laster in die faehre. um halb vier schauen selbst die araber auf die uhr. um halb fuenf legen wir ab. es ist eine uebung im nichtstun. jordanische dinar haben wir keine mehr, die cafeteria hat noch nicht auf. so sitzen wir stundenlang, ein koenigreich fuer ein bier, zu kauen haben wir auch nichts mehr, also rauchen wir hin und wieder ein zigarette, wie all die kettenraucher von arabern um uns herum. die sonne wandert, wolken ziehen auf, container werden auf dem kai hin und her gefahren, menschen kommen an bord. wir betreiben notgedrungen zehenstudien. das ist kein spass. ich frage mich, ob die maenner ihr leben lang keinen blick auf ihre fuesse werfen. fussnaegel, die lang wie schaufeln sind oder gar zerbroeseln, rissige schwarze fuesse. es sind wohl gedanken, die nur ein westlicher staedter haben kann. hinter uns liest ein junger typ singend koransuren vor. viele maenner tragen das weisse gewand der mekka-pilgerer, offenbar sind sie auf dem rueckweg von ihrer hadsch. der koran ist das einzige buch, das hier auf deck gelesen wird. als wir ablegen, beginnt ein junger vollbaertiger brillentraeger mit strengem gesichtsausdruck, laut irgendetwas auf arabisch zu deklamieren. die menge wiederholt seine saetze im chor, und er faehrt mit der intensitaet eines predigers fort. ich verstehe nur ein wort, safir, "reisend". eine halbe stunde spaeter ertoent irgenwo auf dem deck ein sprechgesang. die weissgewandeten versammeln sich auf dem helikopterlandeplatz zum gebet. das halbe deck neigt sich in der abenddaemmerung gen mekka. es ist unglaublich. noch unglaublicher ist die ankunft in nuweiba. als wir uns bis zu den tueren auf dem untersten deck vorgearbeitet haben, finden wir diese verschlossen vor. die besatzung hat sie kurzerhand abgeschlossen, damit erst mal die laster und die passagiere aus dem innern von bord gehen koennen. die menge vor den tueren auf dem schmalen decksgang wird groesser, flueche sind zu hoeren, einige fangen an, sich im gedraenge zu beschimpfen. es geht nicht vor und zurueck, wir stehen koerper an koerper, wobei die frauen zum teil riesige pakete auf ihren koepfen balancieren. zehn minuten vergehen, zwanzig minuten, eine halbe stunde, die stimmung droht umzukippen. tausend mann warten an deck und duerfen nicht von bord. es ist so ein augenblick, in dem menschen zur gegaengelten masse werden und vieles passieren kann. als ein steward nach einer dreiviertel stunde die tuer aufschliesst, hebt der ansturm sie fast aus den angeln. jetzt bloss nicht stolpern, geschweige denn hinfallen. nach einer weiteren viertelstunde geschiebe durch enge gaenge, in denen bereits die abgase der abfahrenden laster stehen, sind wir draussen. und fix und fertig. neun stunden auf einer ueberfuellten faehre fuer eine ueberfahrt von schlappen 80, 90 kilometer. eine schreckliche uebung in langsamkeit. -nbo

 

der neue beduine
wadi ram, 15.11.2004

wir haben zum zweiten mal einen interessanten guide: rehbi hafanat, der mann, der uns ueber den wuestenplaneten kutschiert. rehbi ist beduine und stammt aus der gegend um wadi ram im suedosten jordaniens. "ein fisch kann nur im wasser leben", sagt er, "ich kann nur in der wueste leben." keine spur von koketterie dabei. er wuerde nie im leben in einem gewaesser schwimmen gehen. mit zehn jahren habe ihn einmal ein kamel in eine wuestenzisterne geschubst, das habe ihm gereicht. als er mal in aqaba am meer war, habe er kurz einen fuss ins meer gehalten. und keinen zentimeter mehr. der mann ist die gelassenheit selbst. eine kippe im mund, ein schwarzes tuch um den kopf geschlungen, ein schlitzohriges laecheln. und obwohl er in modernen klamotten rumlaeuft - echt coole, knoechelhohe lederschuhe, armyhose und hemd - wirkt er nicht wie einer, der in der moderne gestrandet ist. die arabische musik, die er auflegt, ist frisch, mit einem guten beat, aber es ist nicht dieser cleane, ueberproduzierte aegyptische pop, der einem oft entgegenschallt. abends am feuer faengt er mit zwei freunden an zu tanzen. abgefahren, was die drei da hinlegen: sieht fuer mich wie ein mischung aus sirtaki und schuhplattler aus. die jungs haben es voll raus. man kann ihnen lange dabei zuschauen. rehbi hat auch zwei jordanische familien eingeladen, es ist ja eid al fitr, das fest nach dem ramadan. ein haufen kinder sind dabei. irgendwann nach dem essen schlaegt uns einer der vaeter vor, bei einem grossen spiel mitzumachen. das spiel entpuppt sich als plumpssack. da sitzen wir handvoll touristen als nachts in der wueste mit 20 arabern ums feuer und spielen plumpssack. das geht eine stunde so, und es ist urkomisch. im hintergrund schleicht ein typ in beduinenkaftan und militaerparka herum und schenkt tee aus, der typ sieht aus wie ein vetter von bin laden. dann reihen sich die maenner zu einem neuen tanz auf, und rehbi macht den vorsaenger. schlaegt das linke bein ueber das rechte knie und huepft einbeinig im takt seines sprechgesangs. die anderen antworten jedesmal mit einer eigenen zeile. das faszinierende an ihm ist, wie laessig er den spagat zwischen beduinentradition und westen schafft. weder laecherlich noch linkisch. nebenbei baendelt er mit einer deutschen studentin an, die zur zeit in amman arbeitet. warum gibt es eigentlich nicht das bild des "bedouin lover"? rehbi ist ein guter prototyp dafuer. -nbo

 

ein tag auf dem wuestenplaneten
irgendwo in jordanien, 14.11.2004

auf der autobahn zwischen ma'an und aqaba, im sueden jordaniens, biegt unser guide mit dem jeep kurzerhand richtung osten ab. faehrt einmal ueber den mittelstreifen, kein gegenverkehr in sicht, und zack! geht es in die arabische wueste hinein. zehn minuten spaeter befinden wir uns auf dem "wuestenplaneten" (wer nichts damit anzufangen weiss, das ist der science-fiction-klassiker von frank herbert, heisst im original "dune"). gigantische schroffe felsmassive ragen abrupt wie inseln aus der endlosen weite auf, mal schwarz, mal braun, mal sandfarben. ab und zu erheben sich sandduenen aus der geroellebene. der himmel ist leer und klar, und obwohl die sonne brennt, schwitze ich nicht, so trocken ist die luft. es ist, als ob ich in die polarebene von arrakis geschleudert worden bin, kurz vor dem schildwall, dem ringgebirge, hinter dem die gluthoelle des wuestenplaneten beginnt und sandwuermer die duenen durchpfluegen. von nahem entpuppen sich die felsen als grotesk erstarrte sandgebilde. versteinerte tropfen, die wie wachs irgendwann an den haengen heruntergelaufen sein muessen. die perfekte umgebung, um eines tages "dune"noch mal in der qualitaet der "herr der ringe"-trilogie zu verfilmen (david lynchs version von 1984 ist insgesamt missraten, und dem fernsehdreiteiler von vor drei jahren sah man das knappe budget an, alles war im studio gedreht). na gut, die wenigen grasbueschel muesste man wohl aus dem bild retuschieren. die wueste ist fuer mich jedesmal wie ein vollwaschgang fuers gemuet. das ganze geruempel wird aus dem kopf entfernt. -nbo

 

Ramadan, einen Monat Voellerei
amman, 13.11.2004

"Allah ist gross, beten ist besser als schlafen", ruft der Muhezzin von seinem Minarett. Es ist vier Uhr morgens und der Glaeubige kniet nieder fuer sein Morgengebet gen Mekka. Nicht ohne sich vorher mit einer vollstaendigen Mahlzeit den Wanst vollzuschlagen, die bis zum naechsten Abend anhalten muss, legt er sich fuer vier Stunden aufs Ohr, um gegen zehn Uhr bei seiner Arbeitsstelle anzutreten, wie uns zwei deutsche Studentinnen aus Amman erzaehlen. Ermattet ob der schmalen Nachtruhe verlaesst der Glaeubige diese wieder gegen zwei Uhr mittags, um wenigstens bis zum Sonnenuntergang noch etwas Schlaf zu bekommen. Der Ladenbesitzer hat es in dieser Hinsicht deutlich schwerer, denn er muss ohne Nachmittagsnickerchern durchhalten. "Allah ist maechtig", ruft der Mullah zum Abendgebet. Die Glaubensgemeinde kniet nieder und bekennt erneut, diesmal mit Pfuetzchen auf der Zunge, wegen des bevorstehenden Iftars, des allabendlichen Fastenbrechens. Halb sechs abends, alle Restaurants zum Bersten voll, jegliches Leben auf den Strassen ist kurzzeitug erloschen, die Laeden geschlossen. Denn jetzt beginnt der Hoehepunkt des Tages, Feuer frei fuers Hochleistungsessen. Bis zu acht Gaenge werden innerhalb kuerzester Zeit bewaeltigt, betuchtere Familien legen dieses Ritual in ihre eigenen vier Waende. Auf kulinarische Genuesse wird waehrend des Ramadans nicht etwa verzichtet, nein, sie werden kurzerhand auf die Nacht verschoben. Ganz schoen clever. Es wird gegessen, was das Zeug haelt, alles, Suessigkeiten, die es nur im Monat des Verzichts gibt, spezielle Menues, die magenschonend beginnen, um dann um so opulenter zu enden. Und damit die Kurzweil nicht zu kurz kommt, ist der Filmfilm von viertelvoracht in diesem Monat auf kurz vor Mitternacht verschoben worden, mit dem Essen sollte man bis dahin fuers erste durch sein. Man haelt sich und die Kinder wach, es wird Karten gespielt und was sonst noch so moeglich ist, um sich die Zeit zu vertreiben. Bis dann um vier Uhr frueh der Mullah wieder zum Gebet ruft und man sich den Magen fuer die kommenden zwoelf Stunden vorm Zubettgehen nochmal ordentlich stopft. Nach der kurzen Nachtruhe gehts dann wieder zur Arbeit und es beginnt ein neuer Tag der Askese. Das also ist Ramadan. Ehrlich gesagt habe ich mir den Fastenmonat, in dem Verzicht und Maessigung geuebt werden sollen, ganz anders vorgestellt. Aber heute ist "Eid al Fitr", das Fasten ist vorbei und es wird gefeiert wie bei uns zu Weihnachten. Und endlich werden wir nicht mehr scheel von der Seite angeguckt, wenn wir in der Oeffentlichkeit mal einen unerhoert unmaessigen Schluck Wasser trinken, Prost. nach Diktat verreist -dwo

 

eine "stadt"
amman, 12.11.2004

was fuer eine farce von einer stadt. stellt euch zehn huegel in einer steinwueste vor mit engen taelern dazwischen, und dann laesst jemand haeuser vom himmel regnen. ploetzlich sind die huegel und taeler voellig regellos mit haeusern bedeckt. ein zentrum ist nicht zu erkennen. also zeigt der allmaechtige mit dem finger auf irgendein tal und sagt: "downtown". so muss amman entstanden sein. haesslich, dreckig, stickig, eng, unueberschaubar, mir fallen gar nicht genug schlechte eigenschaften ein. wir bleiben nur eine nacht. nicht ohne eine weitere farce namens "irish pub" am ende der stadt besucht zu haben. eigentlich wollten wir uns eine entschaedigung fuer unser hotel goennen, das vor vier jahren noch "spotlessly clean" gewesen sein soll, laut lonely planet. heute ist es ein loch. und der irish pub? wird von einem lispelnden jordanier geschmissen, es laeuft uebelster kindertechno. einziger gast ausser uns: ein durchgeknallter amerikaner, der in jidda (saudi-arabien) als lehrer arbeitet, nur kiffen im kopf hat und noch nie - ich schwoere - noch nie von che guevara gehoert hat (wir wiederholen den namen viermal, buchstabieren ihn, castro's mate, you know?). er arbeitet als - na, als was wohl? - GESCHICHTSlehrer! in einer stunde knallt er sich sieben whiskey cola rein. dann verabschiedet er sich: "I'll go for dancing in the disco." -nbo

 

 

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