kurzer abstecher nach lesotho

auf dem dach afrikas
sani pass, 6.3.2005



auf dem dach afrikas
sani pass, 6.3.2005









tibet ist das "dach der welt", hören wir von kindesbeinen an. aber auch afrika hat ein dach, das kaum jemand kennt: lesotho. einer festung gleich erhebt es sich auf einer hochebene über südafrika, abgeschirmt im süden von den dreitausendern der drakensberge, über deren gipfeln mörderische gewitter toben.

über die alte händlerstrasse durch haarnadelkurven hinauf zum sani-pass erreichen wir nach anderthalb stunden im keuchenden landrover diese seltsame, entrückte welt, die tolkien die erste inspiration zum "herrn der ringe" gegeben haben soll. als wir im baumlosen hochland mit seinen gelben blumenwiesen und steinhütten ankommen, ist südafrika plötzlich so weit weg wie europa.

viehhirten stapfen, in wolldecken gehüllt, mit federnden schritten in gummistiefeln durch die weite grüne tundralandschaft. und während wir kurzatmig und ungläubig über diese atemberaubende bergwelt in unsere sandwiches beissen, liegen fünf junge basotho bäuchlings vor uns im gras und amüsieren sich über uns seltsame zeitgenossen.

hier oben in lesotho gelten noch andere gesetze, hat die moderne kaum den alltag angekratzt. in den steinhütten haben die frauen das sagen: selbst der ehemann darf die hütte nur betreten, wenn ihm seine frau einlass gewährt, hören wir. "gogo?" muss der mann fragen und auf das "ngena" der frau warten. wenn sie ein neues kind geboren hat, darf der mann für einen monat die hütte nicht betreten. in dieser zeit muss er in den steinernen hirtenunterständen an den berghängen zuflucht suchen.

wer eine basothohütte betritt, setzt sich sofort ungefragt auf den boden und wartet, bis ihm eine hand zur begrüssung entgegengestreckt wird. die ergreift er dann, ohne aufzuschauen oder sich gar zu erheben, denn beides würde bedeuten, dass der besucher unredliches im schilde führt.

vor den runden steinhütten sind kleine flaggen aufsteckt: weisse, wo sorghumbier verkauft wird, rote für fleisch, gelbe für mehl. anbauen lässt sich auf dem dach afrikas allerdings nichts, hier in rund 3000 metern höhe gedeihen nicht einmal kartoffeln oder rüben im nur 30 zentimeter tiefen tundraboden. der winter ist brutal und treibt die basotho in ihr flachland, das "nur" 1500 bis 2000 meter hoch liegt.

als wir von unserem aussichtspunkt zurück zum jeep laufen, sehen wir plötzlich zwei fast nackte gestalten auf den felsen auftauchen. sie rufen und lachen und stürmen dann hinter uns  her. ausser gummistiefeln und badehose tragen die beiden jungs nichts, während wir uns im kühlen wind des hochlandes uns schon unsere fleece-jacken bis unters kinn zugezogen haben.

als wir ihnen ihr bild im display der digitalkamera zeigen, lachen sie laut los. und ich frage mich in diesem augenblick, ob sie über sich selbst lachen oder über uns ulkige touristen, die sie für so wichtig halten, dass sie ein foto von ihnen hinunter in die erste welt nehmen wollen. -nbo


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