schnipsel

osteuropa-schnipsel
2.11.2004
nahost-schnipsel5.12.2004
ostafrika-schnipsel
14.2.2005



osteuropa-schnipsel
2.11.2004

von krakau bis istanbul nehmen die wechselkurse immer absurdere formen an: in krakau bekommt man für einen euro 4,6 zloty, in bratislava 40 kronen, in budapest 245 forint, in bukarest 40.000 lei und in istanbul 1,8 millionen lira. da weiss man erst mal, was man am euroland hat.

in polen werden ausländische filme im fernsehen nicht synchronisiert, noch nicht einmal untertitelt, sondern übersprochen. ein monoton plappernder mann leiert die übersetzung herunter, ganz egal ob gerade ein mann oder eine frau spricht. pamela anderson war also ein gelangweilter pole. drei minuten zum lachen, danach zum weinen.

in transsilvanien gibt es jede menge bären, die den rumänen langsam auf die nerven gehen, weil sie in mülltonnen am stadtrand rumstöbern. in bukarest kann man die bären essen. wir haben es in unserer fortgesetzten reihe "kulinarische experimente in aller welt" probiert. schmeckt wild, unglaublich, aber gut. man kaut etwas lange drauf rum.

zigaretten sind überall zum wegwerfen billig.

zugtüren in rumänien können während der fahrt offenstehen. dann hat man ja auch einen besseren blick nach draussen. und an jedem bahnhof geht ein bahnhofsmensch mit einem hammer rum und klopft an die räder. sucht der blinde passagiere?

in osteuropa geht ohne zugreservierung nix. in polen handelt es sich aber nicht etwa um bürokratie. als wir hinter der grenze nach unserer reservierung gefragt wurden und verneinten, stellte uns der polnische schaffner eine aus: über null zloty. "das ist wichtig, damit genug tee oder kaffee für alle reisenden an bord ist, den gibt es nämlich umsonst", klärte uns eine polin auf. und ihr reisebegleiter fügte nicht ohne leisen spott über die skeptischen deutschen hinzu: "so sind die polen."

während es in bratislava keine trendglatzen gab, sahen wir in budapest zur begrüssung schon bei der ankunft am bahnhof welche.

die rumänischen banknoten bestehen irgendwie aus plastik. in jedem schein ist ein loch, das mit transparenten plastik gefüllt ist, und die scheine reissen nicht wie papier, sondern eher wie plastikbecher.

nirgendwo hängen so viele EU-flaggen an öffentlichen gebäuden und hotels wie in rumänien. dabei tritt es erst 2007 bei.

die züge in rumänien waren pünktlicher als die in deutschland. und die türkischen fernbusse ebenfalls. überhaupt ist das strassennetz und das bussystem in der türkei schwer beeindruckend.

in rumänischen kneipen muss man wein als ganze flasche bestellen. gläser wein gibt es so gut wie nicht.

die ampelmännchen sehen überall anders aus. wir haben sie deshalb fotografiert und werden sie präsentieren, wenn wir wieder da sind.


nahost-schnipsel
5.12.2004

zuerst das wichtigste: bier- und zigarettenpreise. in syrien kostet das lokale bier (z.b. al chark) ca. 60 syrische pfund (1 euro), in beirut fanden wir nur importiertes bier für 3000 libanesische pfund (1,70 euro), in jordanien gibt es mit "philadelphia" eine richtig gute marke, aber die flasche kostet 3 jordanische dinar (3,50 euro), das ist leider der einheitspreis für bier im hashemite kingdom!! in ägypten kostet ein "stella" ab 8 pfund (1 euro). zigaretten kosten in syrien zwischen 50 und 80 pfund (80 cent bis 1,30 euro), in beirut knapp einen euro, in jordanien einen dinar (1,15 euro) und in ägypten ab 2,50 pfund (0,28 euro). marlboro ist natürlich überall teurer, aber muss man das rauchen?

Für Sauberkeit und Hygiene hat man hier keine Schwäche, in der Gruppe erst recht nicht. Wenn mehr als zwei zusammenstehen, hinterlassen sie eine Müllhalde, alles wird einfach fallengelassen oder weggeworfen, wo man gerade steht. Ekel-GAU bis jetzt: die  "Bowle" auf der Frauen-Hocktoilette auf der Fähre von Akaba nach Nuweiba, als die Wasserpumpe nicht funktionierte, keine weiteren Details...

die ägyptischen männer fahren voll auf libanesinnen ab, erzählt uns alaa. das libanesische arabisch klingt für ägyptische ohren irgenwie geil und sexy, weil die libanesen in ihrer alltagssprache wörter benutzen, die ägypter offenbar als "dirty" empfinden

obwohl sich araber und amerikaner (um das mal so pauschal zu schreiben) zur zeit spinnefeind sind, gibt es drei auffällige gemeinsamkeiten: ein hang zur frömmelei bis hin zum gefühl göttlicher auserwähltheit, ein nationales übergewichtsproblem, da beide auf zucker abfahren (die leute schaufeln sich hier ihren tee zu, in jordanien ist die hälfte der bevölkerung übergewichtig, warnen gesundheitsexperten), und einen hang zur alkohol-prohibition. signifikantester unterschied: die araber sind meist kettenraucher, die amis haben eine rauchphobie. vielleicht liegt's daran, dass sie sich nicht richtig verstehen.

der bedouine schaltet die autoscheinwerfer erst an, wenn es stockdunkel ist. die dämmerung ist ihm noch hell genug.

In Damaskus im Swiss-Magazin den ersten Burkini gesichtet: eine Burka bis zum Bauchnabel, mit Sehschlitz und Tangahöschen, leider nur eine Persiflage eines europäischen Künstlers.

wer hat den arabischen männern bloss diesen einheitshaarschnitteingeredet? vom syrischen präsidenten bis zum taxifahrer: fast alle tragen kurz geschnitten und dann leicht nach hinten gekämmt (manchmal mit ein wenig gel drin). sieht schrecklich spiessig aus, erst recht mit schnurrbart

obwohl wir per luftlinie nicht weit von der westbank entfernt waren, konnte man von der unruhe wegen arafats tod in jordanien und syrien nicht viel spüren. die leute haben in seinen letzten tagen im krankenhaus in paris überall am fernseher gehangen, aber das war's dann auch. naja, die zeitungsschlagzeilen konnten wir natürlich nicht entziffern. in amman hingen nach seinem tod die flaggen auf halbmast.

thema zeitungen: wer nicht an die internationale presse herankommt, muss hier nicht verhungern. in allen vier ländern, in denen wir waren, gibt es eine englischsprachige tageszeitung. in syrien die syrian times (nur acht seiten, schlecht und propagandistisch), im libanon den lebanon daily star (recht umfangreich, gut gemacht), in jordanien die jordan times (auch brachbar) und in ägypten den egyptian chronicle (acht seiten, geht noch). in ägypten erscheint ausserdem die englischsprachige wochenzeitung al ahram weekly. ein lesenswertes blatt, in dem kluge köpfe und intellektuelle über die gegenwart räsonnieren.

Fast alle Autos fahren mit Diesel, die Luftverschmutzung ist so gewaltig, dass einem abends die Abgase aud der Nase bröseln.

Am Müzzin kommt keiner vorbei, selbst im christlichen Viertel in Kairo wird geblökt. Weil es so viele, aus so unterschiedlichen und vor allem schlechten Lautsprechern sind, hören sie sich an wie eine wildgewordene Kuhherde beim Almabtrieb.

In Damaskus kann man keine grössere Strasse ganz normal überqueren, man muss über einen der kolossalen Fussgängerüberwege aus Beton, die einer Altkleidersammlung gleichen: überall liegen ausrangierte Klamotten auf dem Boden.


ostafrika-schnipsel
14.2.2005

fangen wir mal nicht mit bier und zigaretten an. bleiben wir beim saft. kaum hatten wir die grenze zwischen kenia und äthiopien überquert, war's vorbei mit dem orangensaft. von kenia bis bis malawi gab es keine orangen mehr. nur mango, ananas und passionsfrucht. nicht ganz unsere geschmacksrichtung. da ist man in den tropen, und es gibt keine orangen. wahrscheinlich nur unsere unwissenheit, überall orangen zu vermuten. aber sie waren einfach weg.

ebenso der kaffee. in kenia und tansania tauchen sie teebeutel in warme milch. das war's. kaffee? haben wir nicht. au backe. tee mit milch. dabei wird in kenia und tansania kaffee angebaut. aber, wie uns ein italiener in stone town sagte, dort verstehen sie nichts vom kaffee rösten. stattdessen nur instant-kaffee (marke "africafé"). fürchterliche plörre.

ja, aber nun doch zum wichtigsten: bier und zigaretten. da sieht alles gleich viel freundlicher aus. zigaretten - ein paradies für raucher: im sudan schlotet man "bringi" im 10er-päckchen für 200 dinar (60 cent), in äthiopien kostet die 20er-packung "nyala" 3 bis 4 birr (25 - 35 cent), in kenia gibt es 20 "superman" für 40 bis 60 shilling (40 - 60 cent), in tansania haben wir 800 bis 1000 shilling (55 - 70 cent) hingelegt, und in malawi waren es 40 bis 80 kwacha (35 - 70 cent) für eine packung "ascot" oder "embassy". und das bier: im sudan natürlich fehlanzeige. in äthiopien gibt es leckeres "dashen", die flasche für 10 birr (knapp 1 euro), in kenia ist "tusker" für 80 bis 100 shilling (80 cent - 1 euro) nicht zu verachten, in tansania zischt "safari "für 1000 bis 1500 shilling (70 cent - 1 euro) am besten, in malawi gibt es "carlsberg green" für 50 bis 90 kwacha (40 - 75 cent).

wer in ostafrika in einem 40 grad heissen bus drei stunden mit der nase in der achselhöhle des nachbarn auf dem gang gestanden hat, hört das wort "sweatshop" mit anderen ohren. diese kapitalistische ausbeutung ist an sich schlimm genug, aber in afrika muss es unerträglich sein.

autofahren muss man nicht in der fahrschule lernen, macht in ostafrika auch bestimmt keiner. aber so fahren sie dann auch. wer zu früh schaltet, ist uncool. der berg wird im dritten gang genommen, bis der wagen fast steht. und wenn's bergab geht, schaltet man runter, damit man noch mal so richtig schön den schwung für die nächste steigung abwürgt.

flüstern ist in ostafrika nicht nur unbekannt, sondern wohl auch unmöglich. die lokalen sprachen werden immer lautstark artikuliert, auch morgens um vier, wenn alle nachbarn noch schlafen. diskutieren heisst automatisch schreien. da ist an schlaf nicht zu denken.

müll wegbringen funktioniert nach dem prinzip "ich mach die augen zu, dann sieht mich keiner". in nkhata bay wurde er von den gärtnern direkt neben unsere hütte gekippt, weil da so schöne bullige felsen waren. die gärtner konnten ihn dann nicht mehr sehen, aber wir um so mehr, und noch viel mehr riechen. als wir uns beschwerten, schauten sie uns nur ratlos an. ach, diese mzungu.

die gummi-schlappen aus recycelten autoreifen, die wir zum ersten mal in addis auf dem mercato gesehen haben, werden bis unten in arusha und serengeti getragen. hemingway hat schon 1935 in "green hills of africa" diese schlaue schuhmode erwähnt. so alt ist diese idee schon. klasse.

die restliche mode in ostafrika ist weniger erbaulich. wer nicht traditionelle kleidung trägt (männer fast nie mehr), rennt mit klamotten aus der altkleidersammlung des roten kreuzes herum. das trendpolentum in st. pauli, möglichst schlecht angezogen zu sein (blaue skijacke, graue anzughose und kackbraune turnschuhe zum beispiel), kann da nicht mithalten. wann sind die männer auf die idee gekommen, dass ihre traditionellen sachen schlecht aussehen? da lob ich mir die samburu oder massai mit ihren togen oder wickelröcken.

wer in malawi avocados gekauft hat, will nie wieder eine beim obstmann um die ecke erstehen. dort gibt es riesengeräte für umgerechnet 5 cent, während bei uns winzige verschrumpelte grüne eier rumliegen, die 1 euro kosten, im ökosupermarkt sogar 1,60.

last but not least ein blick in den zeitungsständer: im sudan gibt's unter anderem den dünnen täglichen "sudan monitor", der die pfoten schwärzt; in äthiopien überrascht eine wochenzeitung namens "capital" mit kapitalismuskritischen analysen; in kenia können wir täglich "the standard" oder "the nation" lesen, beides ein mässiger genuss; schon etwas besser informiert ist man in tansania mit dem "guardian", der auch denselben schriftzug wie sein englischer namensvetter hat, es gibt eine eigene sektion "world & business news", in der einiges drin steht; die malawischen "mail" und "nation" sind hingegen wieder recht schmalbrüstige tageszeitungen. absolut lesenswert ist dagegen die wochenzeitung "the east african", die in kenia, tansania und uganda verkauft wird. da erfährt man mehr als nur crime-stories und politiker-skandale. lesen!



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